Was hat Taylor Swift mit den Böhsen Onkelz gemein? Sie zeigen uns, wie wichtig Loadtests sind!

Timo Ohlenbostel
Product Manager
Sind Sie ein Swifty? Oder ein glühender Anhänger der ersten Stunde einer kontroversen Band aus Hessen? – Ja? Dann waren sie vielleicht selbst betroffen! Wenn nein, stellen Sie sich vor, Sie fiebern seit Monaten auf diesen einen Moment hin und wollen Ihr heiß ersehntes Ticket für einen unvergesslichen Abend ergattern. Sie haben sich vor Tagen registriert, sitzen pünktlich am PC oder haben Ihr Handy in der Hand, stellen sich in eine digitale Warteschlange, um zum finalen Ticketverkauf bereit zu sein … und dann passiert: NICHTS!
Serverzusammenbrüche und massive technische Probleme aufgrund von mangelnden Ressourcen
So, oder so ähnlich, ist es Tausenden bis Millionen von enttäuschten Fans in den Jahren 2023 und 2024 ergangen. Was war passiert? Weder das globale Vertriebsunternehmen Ticketmaster konnte dem Ansturm von Swifties standhalten, noch war die Homepage der Onkelz auf die immense Nachfrage an Tickets ausgelegt, die über Myticket verkauft wurden. Die erwarteten oder auch nicht erwarteten Menschenmengen haben die Ticketserver zum Zusammenbruch gebracht, weil alle Fans gleichzeitig versucht haben, ein oder mehrere Tickets zu erwerben. Von gegebenenfalls eingesetzten Bots, die zusätzlich auf die Ticketshops zugreifen wollten, ganz zu schweigen.
Was ist technisch passiert?
Die Server müssen alle eingehenden Anfragen bearbeiten und wenn die zur Verfügung stehenden Ressourcen über ihre Grenze hinaus in Anspruch genommen werden, sind die Server überlastet. Wenn ein Server überlastet ist, kann er anfangen, die eingehenden Anfragen nur noch stark verzögert zu verarbeiten oder schaltet sich sogar komplett ab (Server-Timeouts). Dies führt dazu, dass in diesem Beispiel unzählige Interessenten keinen Fortschritt im Ticketshop gesehen haben oder auch gar nicht mehr in den Shop gelangt sind.
Gut, man muss auch sagen, dass es sich in diesen Fällen um annähernd beispiellose Anstürme handelt. Sie zeigen jedoch ein grundlegendes Problem auf, welches sich auf verschiedene Bereiche widerspiegeln lässt: Unkontrollierbare und auch bewusste Peaks an Nachfragen auf Websysteme, welche zu einem Zusammenbruch der Erreichbarkeit und zu massiven technischen Problemen führen.

Zu viel Last auf den eigenen Servern kann immense wirtschaftliche Schäden verursachen
Eine überlastete IT-Infrastruktur kann einen direkten negativen Einfluss auf sämtliche Geschäftstätigkeiten von Unternehmen haben. Vor allem wenn ihr Geschäftsmodell hauptsächlich von Online-Interaktionen abhängt. Welche Branchen betrifft es konkret? Die Frage wäre für diesen Blog-Beitrag zu umfangreich zu beantworten. Man könnte fast alle bekannten Branchen nennen bzw. wäre das andere Extrem, aufzuzählen welche Geschäftsbereiche es nicht betrifft, auch schwierig. Selbst der kleine Hofladen eines 800-Seelen Dorfes im tiefsten Schwarzwald bietet heutzutage die Möglichkeit, online die frisch gelegten Eier über eine App zu kaufen, um sie anschließend in einem dafür vorgesehenen Fach herausnehmen zu dürfen. Alles, damit Oma Erna nicht den ganzen Tag Wache schieben muss. Und natürlich auch, um die Bequemlichkeiten eines solchen Verfahrens zu haben. So hat man die Möglichkeit, z. B. eine Inventur bequem von der Couch zu bewerkstelligen.
Der Verlust des Umsatzes ist jedoch bei weitem nicht die einzige Auswirkung, vor allem wenn man eine Dimension größer denkt als der eben genannte Hofladen. Um auf die im Titel genannten Interpreten bzw. auf die Unternehmen hinter den Ticketverkäufen zurückzukommen, ist es definitiv wichtig, auch noch weitere Punkte aufzuzählen. Die Tickets wurden trotz der Verzögerungen und Abstürze verkauft, soviel schon einmal vorweggenommen.
Infolge der technischen Probleme blieben jedoch sehr kaufbereite Kunden frustriert zurück, was die Markenwahrnehmung von Ticketmaster und Myticket vermutlich nicht zum Positiven entwickelt hat. Das wissen in unserem Beispiel auch die Agenturen hinter den Stars. Will man bei der nächsten Tour wieder einen Shitstorm und erzürnte Fans riskieren? Oder sieht man sich nach alternativen Vertriebshäusern um?
Das sind Überlegungen, die jedes Unternehmen treffen sollte, auch wenn es keine Taylor-Swift-Tickets verkauft. Die wenigsten haben das Privileg, ein Angebot zu besitzen, das sicher komplett verkauft wird. Meist befindet sich das eigene Produkt im Wettbewerb. Wenn ein Kunde nicht bedient wird, sieht er sich ganz schnell bei der Konkurrenz um und kommt aufgrund der schlechten Erfahrung auch nicht wieder zurück.
Die verpassten Geschäftsmöglichkeiten bilden aber immer noch nicht das komplette Ausmaß des Schadens ab. Auch die internen Kosten, welche zusätzlich zum fehlenden Umsatz zu erwähnen sind, gilt es zu berücksichtigen. ERP-, CRM- oder E-Mail-Systeme können langsamer werden oder ausfallen. So kann es zu Verzögerungen bei Lieferungen kommen, Projekte können ins Stocken geraten oder Mitarbeiter haben Leerlauf. Die zusätzliche Pause mag den ein oder anderen erfreuen, ist aber eher kontraproduktiv für die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Und unter dem Strich ist jeder Mitarbeiter mindestens mittel- bis langfristig daran interessiert, dass der Geschäftsablauf störungsfrei funktioniert. Weitere potentiell drohende Schäden sind die Kosten der Störungsbehebung, Kundenansprüche aufgrund eines Bruches von zugesicherten SLA, GDPR/DSGVO-Verletzungen, ein Verlust von Vertrauen von Investoren oder ein Komplettverlust von Daten.
Eine Präventivmaßnahme namens Loadtest
Um der Weltuntergangsstimmung wieder zu entrinnen, ist es nun an der Zeit, eine Möglichkeit vorzustellen, die den Worst Case präventiv verhindert: Loadtests!
Ein Loadtest ist eine Möglichkeit, gezielt Belastungen auf Anwendungen und Systemen zu erreichen und zu testen, wie diese sich verhalten. Es handelt sich, genauer gesagt, um eine Simulation von realistischen Lastbedingungen auf Systeme, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und die damit verbundenen Ausfälle und Risiken zu minimieren.
Doch was heißt das konkret? Durch einen Loadtest ist es möglich zu sehen, an welcher Stelle das eigene System, umgangssprachlich gesagt, ins Schwitzen gerät – ob in der Datenbank, im Netzwerk, im Cache oder an Schnittstellen zu Drittsystemen. Man sieht, ab welcher Anzahl gleichzeitiger Nutzer Antwortzeiten schlechter werden, Fehlerraten zunehmen oder Timeouts auftreten. Anhand dieser Daten erhält man wichtige Antworten auf Fragen, die man sich gegebenenfalls selbst noch nicht gestellt hat: Skalieren wir? Optimieren wir die Queries, benötigen wir ein CDN? Reicht die aktuelle Infrastruktur für die nächste Kampagne? Es ist wichtig, realistische Szenarien zu testen, um ein realistisches Bild der Belastbarkeit der eigenen Systeme zu erhalten. Es ist nicht ausreichend, nach einem Schema „Seite aufrufen, Login klicken, fertig“ vorzugehen.
Es ist notwendig, echte Nutzerpfade zu simulieren, welche auch variieren. Das beinhaltet zum Beispiel, dass man auf der Seite für einen gewissen Zeitraum verweilt, Daten filtert, einen Warenkorb befüllt oder natürlich auch einen Bezahlvorgang abschließt. Alles auch unter Berücksichtigung von typischen Stoßzeiten und bewusst gesetzter Lastspitzen. Eine schrittweise Erhöhung der Last zeigt, an welchem Punkt die Kurve kippt. Länger laufende Tests decken schleichende Probleme auf, etwa Speicherlecks oder erschöpfte Verbindungspools.
Ein grundlegendes Problem für alle
Die Beispiele von Taylor Swift und den Böhsen Onkelz zeigen zwar spektakulär, was bei extremen Lastspitzen passieren kann, jedoch holt die Realität uns alle viel früher ein. Nicht nur die global agierende Ticketanbieter sind betroffen, sondern selbst der erwähnte kleine Hofladen – etwa, wenn plötzlich mehr Bestellungen eingehen, weil eine lokale Zeitung darüber berichtet.
Hier zeigt sich: Technische Probleme kennen keine Grenzen, weder bei der Unternehmensgröße noch bei der Branche. Dies gilt nicht nur für Einzelfälle, sondern betrifft in unserer digital vernetzten Welt nahezu jedes Geschäftsfeld. Egal ob die Kunden eines E-Commerce-Shops eine Rabattaktion stürmen, Patienten im Gesundheitswesen plötzlich Arzttermine oder digitale Rezepte abfragen, Spieler weltweit auf einen Server zugreifen oder Unternehmen ihre Zahlungsprozesse abwickeln wollen – die Gefahr eines Überschreitens der Leistungsgrenze der eigenen Systeme ist allgegenwärtig.
Die dargestellten hoch sichtbaren Fälle der Ticketanbieter bis hin zu Branchen wie der Handels- oder der Lebensmittelbranche zeigen, wie universell das Thema ist. Hier muss der Fokus nicht nur darauf liegen, die nächsten Peaks zu überleben, sondern vielmehr die technischen Anforderungen auf langfristige Marktnutzung mit passender Infrastruktur zu richten.
Fazit
Ein stabiles System beginnt mit der Vorbereitung. Unabhängig von der Branche muss sich jedes Unternehmen der Realität stellen, dass die Leistungsgrenzen der eigenen IT-Infrastruktur früher oder später überschritten werden können. Die Frage ist nicht, ob diese Situationen eintreten, sondern wann sie eintreten. Mit gezielten Loadtests und einer durchdachten Infrastruktur kann der Übergang von Normalbetrieb zu Spitzenzeiten kontrolliert und reibungslos erfolgen.
Unternehmen, die proaktiv handeln, statt nur zu reagieren, vermeiden nicht nur punktuelle finanzielle Ausfälle, sondern sichern sich das Vertrauen ihrer Kundschaft, die Kontinuität ihrer Prozesse und letztlich den Erfolg ihrer Marke. Für diese Herausforderungen bedarf es eines Partners, der die notwendige Expertise und Erfahrung bietet, um Systeme ausgiebig zu testen sowie zuverlässig und skalierbar zu machen. Erfolg ohne Downtime ist keine Option – es ist eine Notwendigkeit, die in unserer vernetzten, digitalen Welt den Unterschied zwischen Scheitern und nachhaltiger Wettbewerbsfähigkeit ausmacht.
Benefits der Loadtests von Claranet |
---|
|