Ist Ihr Unternehmen bereit für die Public Cloud Transition?

Ingo Rill

Ob BMW und Otto beim AWS Summit oder Metro und die Deutsche Börse bei der Google Next, auf den Veranstaltungen der Pubic Cloud Anbieter sind Customer Cases großer Unternehmen mittlerweile die Regel. Unternehmen ziehen immer häufiger mit Enterprise Applikationen und geschäftskritischen Anwendungen in die Public Cloud. Die Gründe sind hoher Innovationsdruck, aber auch steigende Ansprüche hinsichtlich einer agilen Anwendungsentwicklung oder einer höheren Flexibilität. Die „Journey to the Cloud“ wird als ein wichtiges Vehikel der digitalen Transformation und Enabler für digitale Geschäftsmodelle gehandelt. Dynamische Branchen mit kurzen Release-Zyklen und extremen Traffic-Schwankungen, wie eCommerce, können dabei von einer Migration in die Public Cloud ebenso profitieren wie klassische Industrien, die auf internationale Präsenz und einen hohen Grad an Skalierung angewiesen sind.

Balkendiagramm IT-Trends in Unternehmen 2017
Quelle: Crisp Research AG 2017, n=155, Mehrfachnennung möglich

Der Umstieg in die Cloud klingt also vielversprechend – birgt aber aufgrund der Komplexität und der Vielzahl an Services auch Fallstricke und Herausforderungen. Damit er funktioniert und das Unternehmen am Ende tatsächlich von dem potenziellen Mehrwert profitiert, sollte die Reise entsprechend vorbereitet und geplant werden.

Modelle der Cloud Migration – Von Rehost bis Retire

Grundsätzlich lassen sich unterschiedliche Vorgehensmodelle bei der Cloud Migration voneinander abheben. Beispielweise differenziert AWS zwischen Rehost (Lift & Shift, Anwendungen werden mehr oder weniger unverändert migriert), Replatform (Optimierungen ohne Änderung der Kernarchitektur), Repurchase (Nutzung von neuen Services und Anwendungen), Retire (Identifikation von IT-Ressourcen, die außer Betrieb genommen werden können) und Retain (Teile des aktuellen IT-Portfolios werden behalten).

Modelle der Cloud Migration bei AWS
Quelle AWS: https://aws.amazon.com/de/cloud-migration/

Am unteren Ende der Skala steht also die reine Portierung ohne Veränderung von Funktionalitäten oder Architektur der Anwendung. Das anspruchsvollere Projekt ist die vollständige Restrukturierung und die Neuentwicklung von Applikationen speziell für die Cloud. Sie kommt insbesondere dann in Frage, wenn es bestimmte Funktionalitäten bei vorhanden Anwendungen nicht gibt oder veraltete Applikationen abgelöst werden. „Lift & Shift“ reicht also nicht, um das Potenzial der Public Cloud umfassend zu nutzen, kann aber ein Einstieg sein, dem weitere Entwicklungsschritte folgen. Die gewählten Szenarien können temporärer Natur sein und nach einer Übergangszeit durch innovativere Ansätze abgelöst werden. Welche der Modelle zum Einsatz kommen, hängt neben der Ausgangssituation des Unternehmens natürlich auch davon ab, wie umfassend es Cloud Services für eine Weiterentwicklung seiner IT-Landschaft nutzen will.

Journey to the Cloud – Reisevorbereitung entscheidend

Die Public Cloud entwickelt sich immer mehr zum Standard oder zum „new Normal“, wie die Hyperscaler gerne formulieren. Die spannende Frage ist deshalb nicht mehr, ob die Migration in die Cloud stattfindet, sondern wie sich die Reise konkret gestaltet. Das betrifft den Einstiegpunkt in die Cloud ebenso, wie die Reiseroute in der Cloud selbst. Die Auseinandersetzung mit den jeweiligen Voraussetzungen und Zielen der Transition erfordert zwar einen gewissen Aufwand, ist aber lohnend. Dabei kommen die klassischen Instrumente der Projektplanung zum Einsatz. Zum Beispiel gilt es in einer IST-Analyse die aktuelle IT-Infrastruktur und das Sicherheits-Konzept zu erfassen. Für die Einschätzung der Migrationsbedingungen spielt die Art der zu migrierenden Applikationen eine entscheidende Rolle. Denn nicht jede Anwendung ist Cloud-fähig oder darf aus Gründen der Compliance in eine Public Cloud verlagert werden. Deswegen ist ein Check, welche Applikationen bereits Cloud-ready sind oder noch angepasst werden müssen, notwendig.

Das Ziel im Blick – die richtige Reiseroute

Wie bei jeder Reise ist die Bestimmung des Ziels entscheidend für die Festlegung der Reiseroute. Deshalb müssen die Zielvorstellungen der Führungsebene, der IT-Abteilung und der Fachbereiche erfasst und miteinander in Einklang gebracht werden. Welche Applikationen sollen ausgelagert und welche Ziele damit erreicht werden? Wichtig ist auch der gewünschte Release-Zyklus oder die Frage, ob neue Services bereitgestellt werden sollen. Nur wenn alle Ziele transparent sind und die Migration und Umsetzung an ihnen ausgerichtet wird, lässt sich sicherstellen, dass alle beteiligten Parteien mit dem Ergebnis zufrieden sein werden. Relevant sind außerdem die gewünschte Architektur und die eingesetzten Technologien, wie beispielsweise Container, um bei Bedarf die Notwendigkeit einer Software-Anpassung schon von Anfang an zu berücksichtigen. Wenn die Ziele hinreichend klar sind, kann man die passenden Cloud Modelle wählen, mit denen diese auch erreicht werden können.

Erfolgreiche Transition – Detailplanung obligatorisch

Sobald die Richtung der Reise feststeht und die Entscheidung für den Umstieg getroffen wurde, geht es an die detaillierte Migrationsplanung. Diese ist zwar aufwändig, aber unabdingbar, damit die Reise möglichst reibungslos verläuft und das volle Potential der „Public Cloud“ ausgeschöpft werden kann. Und das am besten auch mit genügend Vorlaufzeit und mit klaren Daten und Meilensteinen.

Dabei sollten unter anderem folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Application Migration
  • Data Migration
  • Change Management
  • IAM Migration
  • Monitoring & Reporting
  • Backup/Disaster Recovery Migration

Außerdem ist eine Prüfung der Security und Compliance-Richtlinien zur Nutzung der gewählten Public Cloud wichtig. Im Rahmen des Migrationsplans sollte auch die Verantwortung für die Cloud-Operations festgelegt werden. Denn es ändert sich nicht nur die Plattform, sondern auch das Betriebsmodell, von der Technik bis in die Organisation. Hier geht es z.B. um die Definition von Tools und Prozessen oder die Festlegung von Verantwortlichkeiten und Aufgaben wie Security Management, DevOps, Application Performance Monitoring oder Billing.

Unterstützung durch Cloud Readiness Assessments

Beim Evaluieren und Planen dieser Schritte sind sogenannte „Cloud Transition Checks“ hilfreich. Gerade Assessments liefern systematische Auswertungen über die „Cloud Readiness“ eines Unternehmens und decken dabei etwaige Lücken in der Ist- oder Bedarfs-Analyse oder im Migrationsplan auf. Daran gekoppelt sind meist Empfehlungen zum weiteren Vorgehen. Wem das nicht genug ist bzw. wer weitere Unterstützung bei der Wahl der richtigen Plattform und Zielarchitektur benötigt, kann sich an einen Technology Service Provider wenden. Dieser steht bei der Planung der Cloud-Transition beratend zur Seite und kann später auch die Migration und den Betrieb übernehmen.

Geschrieben von Ingo Rill - Strategische Kommunikation

Ingo Rill ist bei Claranet für die strategische Kommunikation zuständig und verantwortet unter anderem die Beziehungen zu Analysten. Zuvor war er Marketing Director bei Claranet und arbeitete als Leiter Networks und Produktmanager bei einem IT-Dienstleister im Gesundheitswesen. Als Projektmanager und Consultant bei verschiedenen Digitalagenturen leitete er zahlreiche große Webprojekte.

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